Harald Kretzschmar: Antwort
Für konkrete Politik braucht es präzise Aussagen. Das sollte man bedenken.
Kultur ist nicht alles, aber ohne Kultur ist alles nichts.
Ein treffender Satz, wenn es um die Erreichung "eines besseren Stellenwertes von Kunst, Kultur und Kulturpolitik" geht, wie es hier so schön heißt. Es überrascht nur, wie unkonkret viele anschließende Fragen formuliert sind. Für konkrete Politik braucht es präzise Aussagen. Das sollte man bedenken.
Die Linke sollte sich ihrer besonderen Beziehung zur Kultur gerade im politischen Alltag, im persönlichen Umgang, im ästhetischen Outfit, in der Vergangenheitssicht bewusst sein, mit der die PDS einen guten Teil ihrer frühen Wahlerfolge erzielte. Das war gut.
Hans Modrow, Lothar Bisky, Gregor Gysi, André und Michael Brie, Luc Jochimsen, Heiner Fink und viele sympathisierende Namen aus der Kunstszene standen immer dafür. Vieles daran ist verblasst. Da werden Chancen verpasst. Das ist schade.
Im Liebknecht-Haus als Sitz des Parteivorstandes finden keine Kulturveranstaltungen und keine Kunstausstellungen mehr statt. Das ist alarmierend.
Zu der von einer sächsischen SPD-Ministerin initiierten Debatte über die nicht erkannten Lebensleistungen Ostdeutscher ist von der Linken nichts Nennenswertes zu hören. Ist der Linken das Bekenntnis zu den Lebens-Interessen der Staatsbürger Ost verloren gegangen? Das ist ein Verlust.
Linke Politiker, wenn sie regieren, kennen und erkennen oft genug in ihrer Verantwortung verwahrte Kunstleistungen aus DDR-Zeiten gar nicht. Berlin, Brandenburg, Thüringen, da machen inzwischen andere auf Defizite von Wahrnehmung aufmerksam.
Das ist enttäuschend.
Im folgenden Text meine Antworten zu den 12 gestellten Fragen:
- Was Kunst ist – wenn das niemand mehr weiß, dann fragt man so blöd "Kann das weg?"
- Kulturpolitik ist immer Gesellschaftspolitik für alle – und damit besonders für uns.
- Kunst muss gar nicht müssen – außer, dass sie vorhanden sein muss.
- Kunst braucht öffentliche Förderung überall und stets dort, wo sie droht, unterzugehen.
- Kunst kann sich nie "rechnen". Das hat sie gemeinsam mit der Natur, mit dem Menschen.
- "Hochkultur" und "Freie Szene" sind notwendige Einzelpunkte in einem Ensemble.
- Der bewährte Kulturföderalismus braucht immer die Verantwortung des Bundes dazu.
- Eine Einwanderungsgesellschaft muss als "Kultur der Vielen" komplex bleiben.
- Kunst und Kultur sollte allen zugänglich sein. Wen es zu viel kostet, dann bitte umsonst.
- Kultur digitalisieren, ja – aber als Fortsetzung des Analogen, nicht als Ersatz.
- Öffentlich-rechtlich ist gelebte Demokratie gegen die privatisierende Willkür des Marktes.
- Kulturbewusstsein statt Marktdominanz – das wäre echte europäische Wertegemeinschaft.